Borstiger Schildfarn
Im Niederbergischen sind sowohl der Gelappte Schildfarn (Polystichum aculeatum (L.) ROTH) als auch der Borstige Schildfarn (Polystichum setiferum (FORSSK.) T. MOORE ex WOYN.) vertreten. Der Gelappte Schildfarn ist relativ häufig anzutreffen. Er kommt hier an der Nordwestgrenze seines geschlossenen Verbreitungsgebietes vor. Im Westen Wuppertals gibt es zahlreiche, oft indiviuenreiche Vorkommen, z.B. in einem aufgelassenen Steinbruch am Düsselberg. Bereits in der „Flora von Elberfeld“ gab es mehrere Angaben des Gelappten Schildfarns in der Umgebung des heutigen Wuppertal, u.a. „Neanderthal“.
Der Borstige Schildfarn ist wesentlich seltener. Viele Standorte, die in der Literatur zitiert sind (z.B. SCHMIDT 1887: Neanderthal) sind erloschen. Bis 2008 lag der einzige aktuell bestätigte Standort am Wegrand nahe dem Hof „Stipps“ hinter Bracken im Neandertal Richtung Gruiten zusammen mit mehreren Stöcken von P. aculeatum (mündliche Mitteilung unserer Vereinsmitglieder Heide Stieb und Gregor Zimmermann).
Umso größer war die Überraschung, als am 15.3.2009 Heide Stieb im Bereich der Grube 7 (Haan-Gruiten, NRW) auf 2 Stöcke des Borstigen Schildfarns stieß. Der Fundort liegt direkt am Wanderrundweg um die Grube 7. Etwa 3 m davon entfernt wächst ein Stock des Gelappten Schildfarns, der in der Grube 7 an mehreren Stellen vorkommt. Die Pflanzen wachsen im Sichtschutz einer überhängenden Weide. Bestätigt wurde der Fund durch Dr. Peter Keil (Biolog. Station Westl. Ruhrgebiet Oberhausen) und Andreas Sarrazin (Essen).
Da der Borstige Schildfarn zumindest im Untersuchungsbereich zusammen mit dem Gelappten Schildfarn vorkommt, ist in den bekannten Populationen stärker auf die Untermischung mit P. setiferum zu achten.
Diese Beobachtung hat auch unser Vereinsmitglied Siegfried Piller gemacht. Zunächst bestätigte er die "Woike'sche" Fundstelle etwa 150 m oberhalb von Hof "Stipps" aktuell in 2010 (Bild 3 und 4). Hier ist P. setiferum mit der Hirschzunge Asplenium scolopendrium vergesellschaftet. 2008 und 2009 hat Herr Piller einen weiteren Standort festgestellt, und zwar im Steinbruch Düsselberg unterhalb der Kläranlage Gruiten. Dieser Steinbruch liegt jenseits der Düssel, vom Wanderweg durch Zäune abgesichert (Bild 5). Auch hier kommen beide Polystichum-Arten nebeneinander vor. In allen Fällen ist die Zahl der P. aculeatum-Individuen um ein Vielfaches höher als die der P.setiferum-Pflanzen. Dank an Herrn Piller für die ergänzenden Beobachtungen!
Generell kann gesagt werden, dass beide Polystichum-Arten Reste eines indigenen Schluchtwaldes anzeigen, besonders bei Bracken sind noch gut ausgebildete Fragmente des Aceri-Fraxinetums zu sehen. P. aculeatum hatte bis vor einigen Jahren einen Wuchsort am Düsselufer bei der "Hundekurve" kurz vor Erkrath. Ein Wuchsort bei der Winkelsmühle ist in den 80er Jahren erloschen. Es handelt sich bei beiden Arten um einen mehr oder weniger zusammenhängeden Arealkomplex, der sich von Erkrath bis Gruiten erstreckt. Auf den Bastard P. x bicknellii ist zu achten.
6.10.2010 Wolf Stieglitz