Naturkundliche Wanderung an die Mittlere Ahr
Am 1.6.2008 trafen sich 22 interessierte Teilnehmer unter der Leitung von Wolf Stieglitz zu einer botanisch -naturkundlichen Wanderung in Altenahr. Ziel war die Ahrschleife bei Altenahr, das NSG „Langfigtal“, und ein Teil des Rotwein-Wanderwegs von Reimerzhoven bis Altenahr. Am grandiosen Panorama der Felspartien oberhalb des Straßentunnels erklärte Stieglitz zunächst die Geologie des Gebiets. Die Ablagerungen eines devonischen Meeres wurden im Laufe der Gebirgsbildung steil gestellt und bilden senkrechte Wände. Die Ahr hat sich dann im Quartär in diese Tonschiefer eingeschnitten und ein steiles mäandrierendes Tal gebildet, das durch Prall- und Gleithänge charakterisiert ist. Durch die unterschiedlichen Expositionen und kleinklimatischen Besonderheiten bildeten sich eine Vielzahl von Pflanzengemeinschaften, von den Flussauen über Felsheiden und wärmeliebenden Gebüschen zu den lichten Eichenwäldern. Insgesamt über 500 Pflanzenarten sind im Langfigtal beobachtet worden! |
Der Eingangsbereich des Langfigtals kurz hinter dem Parkplatz steht im Zeichen der steil gestellten Tonschieferwände, auf denen noch die Rippelmarken des devonischen Meeres sichtbar sind. In Spalten und auf Felsvorsprüngen gibt es eine Vielzahl von Arten, die an diese extremen Lebensverhältnisse angepasst sind. Die größte Rarität des Gebietes stand in voller Blüte: Die Pfingstnelke (Dianthus gratianopolitanus) kommt nur im Bereich von Altenahr vor. Daneben blühten Brillenschötchen (Biscutella laevigata), Behaarter Ginster (Genista pilosa), Blauer Natternkopf (Echium vulgare), Mehlige Königskerze (Verbascum lychnitis), Hirschheil-Bergfenchel (Seseli libanotis), Blaugrüner Schafschwingel (Festuca glauca), Wimper-Perlgras (Melica ciliata), Blaugras (Sesleria varia), Steifer Schöterich (Erysimum hieraciifolium), Silber-Fingerkraut (Potentilla argentea) u.v.a. | Dianthus gratianopolitanus Echium vulgare |
Der weitere Weg führte zunächst durch eine ahrbegleitende Staudenflur mit u.a. Brennessel (Urtica dioica), Behaarter Karde (Dipsacus pilosus), Geflecktem Schierling (Conium maculatum), Nachtviole (Hesperis matronalis), Taumel-Kälberkropf (Chaerophyllum temulum), Kreuz-Labkraut (Cruciata laevipes) und Morgenländischer Zackenschote (Bunias orientalis). Daran schlossen sich aufgelassene Weinbergsterrassen an, die allerdings sehr stark verbuscht und mit Brombeergebüschen besetzt sind. In der Ahr bedeckten die weißen Blütenteppiche des Flutenden Hahnenfusses (Ranunculus fluitans) die Oberfläche. | Ranunculus fluitans |
Während am Südhang des Langfigrückens ein lichter Eichenwald, der als Niederwald wirtschaftlich genutzt wurde, bis an die Ahr herunterreicht, wächst am Nordhang oberhalb der Brücke über die Ahr ein artenarmer Hainsimsen-Buchenwald. Daran schließt sich der sicher wertvollste und interessanteste Teil des Tals an, eine Felsheidebereich mit Xerophyten wie Braunstieliger Streifenfarn (Asplenium trichomanes), Schwarzstieliger Streifenfarn (Asplenium adiantum-nigrum), Nordischer Streifenfarn (Asplenium septentrionale), Schriftfarn (Ceterach officinarum), Tüpfelfarn (Polypodium vulgare), Weiße Fetthenne (Sedum album), Felsen-Fetthenne (Sedum reflexum), Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum), Pech-Nelke (Lychnis viscaria), Wermut (Artemisia absinthium) und Astloser Graslilie (Anthericum liliago). | Asplenium septentrionale und Sedum album |
Die genannten Pflanzengesellschaften wechseln sich im weiteren Verlauf immer wieder ab, es gibt z.B. beeindruckende Trockenmauern mit großen Farnbeständen. Eine weitere Rarität des Langfigtals, der Glänzende Storchschnabel (Geranium lucidum), konnte nicht bestätigt werden.
Kurz vor der Ahrbrücke, die zurück zum Tunnel führt, war noch einmal das ganze Spektrum der Xerothermflora auf den steilen Felsen zu bewundern. Zu den bereits genannten Arten gesellte sich noch eine ahrspezifische Art, die Rheinische Echte Hauswurz (Sempervivum tectorum var. rhenanum) und der Gift-Lattich (Lactuca virosa). | Lactuca virosa |
Schmetterlinge waren sehr selten anzutreffen. Häufig dagegen war die Prachtlibelle zu sehen. Faunistisch bemerkenswert war der Fund einer Blindschleiche sowie die ornithologischen Beobachtungen u.a. von Eisvogel, Wasseramsel, Rotmilan, Gartengrasmücke und Hausrotschwanz.
Bei sommerlichen Temperaturen ging es nach der Mittagspause der Ahr entlang durch einen Eschen-Auwald nach Reimerzhoven. Auf einem langen Serpentinenweg durch die Weinberge wurde die Höhe des Rotweinwegs erreicht. Die Weinberg-Begleitflora war im Wesentlichen abgespritzt. Lediglich an Felsen und Mauern fanden sich wärmeliebende Gebüsche mit besonderen Arten wie Sichelförmiges Hasenohr (Bupleurum falcatum), Schlangen-Lauch (Allium scorodoprasum), Stein-Storchschnabel (Geranium columbinum), Ackergauchheil (Anagallis arvensis), Sprossende Felsennelke (Petrorhagia prolifera) und Erdrauch (Fumaria officinalis). | Anagallis arvensis |
Im lichten Eichenwald und an den Säumen wurden folgende bemerkenswerten Arten notiert: Pech-Nelke (Lychnis viscaria), Astlose Graslilie (Anthericum liliago), Salomonssiegel (Polygonatum odoratum), Kahles Turmkraut (Arabis glabra), Turm-Gänsekresse (Arabis turrita), Schwarze Platterbse (Lathyrus niger), Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia), Zickzack-Klee (Trifolium medium), Wald-Klee (Trifolium alpestre), Ausdauernder Knäuel (Scleranthus perennis), Feld-Kresse (Lepidium campestre). Auch die Burg Are stand auf dem Programm, neben den erwähnten Arten fand sich hier die Nickende Distel (Carduus nutans). | Lychnis viscaria |
Der Tag klang aus in einem Gartenlokal an der Ahr, wo die Flüssigkeitsdefizite ausgeglichen und gute Gespräche geführt wurden.