Schmetterling des Monats Mai 2022

Eine der Gruppen der Schmetterlinge, die der Nicht-Spezialist eher selten zu Gesicht bekommt, sind die Glasflügler. Der Grund liegt darin, dass diese Falter zwar tagsüber fliegen, sich aber fast nur in der unmittelbaren Umgebung der Pflanzen bewegen, die zur Eiablage dienen, dabei sehr schnell fliegen und gleichzeitig sehr scheu sind und darüber hinaus auf den ersten Blick gar nicht als Schmetterlinge erkannt werden, da sie ziemlich überzeugend das Aussehen von Wespen imitieren (Mimikry). Erst nachdem sich zeigte, dass sich mit verschiedenen Lockstoffen (Pheromonen), welche ursprünglich zur Schädlingsbekämpfung ganz anderer Insektenarten entwickelt wurden, auch fast alle Glasflüglerarten anlocken lassen, konnte man feststellen, dass die meisten viel weiter verbreitet sind, als man in früherer Zeit annahm.

Eine Ausnahme stellt in dieser Hinsicht der Eselswolfsmilch-Glasflügler dar, der zwar auch streng an das Vorkommen seiner Raupennahrungspflanze gebunden ist und eine Wespen-Mimikry zeigt, jedoch häufig einfach auf oder in der Nähe der Wolfsmilch-Pflanzen sitzt und dabei quasi "handzahm" ist, also nicht gleich wegfliegt, wenn man sich nähert. Daher sollte er sich eigentlich sehr einfach auffinden lassen.

Dass er trotzdem als selten gilt, dürfte an dem ebenfalls seltenen Vorkommen der Eselswolfsmilch liegen. Diese ist eher wärmeliebend und wächst vor allem auf Dämmen und im Uferbereich von Flüssen auf sandigen und steinigen Untergründen. In der Literatur werden auch allgemein Weg- und Ackerränder angegeben, jedoch ist z.B. für das linksrheinische Gebiet zwischen Bonn-Graurheindorf und Bornheim-Widdig festzustellen, dass sich kaum eine Pflanze über den schmalen Streifen von 10 m zwischen Rhein und Rheinuferweg hinaus verirrt. Obwohl die Bestände der Eselswolfsmilch auch hier sehr lückig sind, lässt sich dort mit etwas Glück ab Mitte Mai der Eselswolfsmilch-Glasflügler finden.

Die Raupen leben nach Eiablage und Schlupf im Stengel und Wurzelbereich der Pflanzen, wo sie sich auch verpuppen. Die unmittelbare Nähe zum Rhein stellt allerdings auch eine gewisse Gefahr dar, da in der Literatur Angaben zu erloschenen Vorkommen nach mehrwöchigem Hochwasser gemacht werden (Ebert 1997) . Die letzen Überflutungen im genannten Gebiet hielten jedoch nur einige Tage an, dies scheint den in der Wurzel der Pflanzen verborgenen Raupen nicht geschadet zu haben.

Ebert, Günter [Hrsg.], Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Bd. 5. Nachtfalter 3, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1997