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Alles über die Kokons

Am Ende der Raupenzeit beginnen die Tiere, sich einen recht soliden Kokon zu spinnen. Meist werden hierzu einige Befestigungsfäden zwischen Ästen und Stängeln gesponnen, zwischen denen dann der Kokon angelegt wird. Zunächst ist die Seide noch weißlich gefärbt, später wird der Kokon braun. Unter Zuchtbedingungen verpuppen sich männliche Raupen einige Tage vor den weiblichen, da die Weibchen letztlich auch deutlich größer werden als die Männchen und daher etwas länger fressen müssen.
 

Verpuppung Männchen - Weibchen

Kokonbau 1 Kokonbau 2 Kokonbau 3 Kokonbau 4

Ein Kokon entsteht: Die Bilder wurden im Abstand von ca. 1 bis 2 Studen aufgenommen. Im Hintergrund befindet sich ein bereits fertig gestellter Kokon.

Wir haben die Sortierung nach Kokonlänge an 76 gezüchteten Kokons ausprobiert. Dabei wurden Kokons mit einer Länge von 35 mm oder weniger als männlich angesehen, längere als weiblich. Nach dem Schlüpfen der Falter stellte sich heraus, dass nur 3 Tiere falsch eingruppiert waren. Hierbei handelte es sich um zwei sehr große Männchen und ein sehr kleines Weibchen. Wenn man die nicht eindeutig zuzuordnenden Kokons mit einer Länge von ca. 36 mm aussondert, sind die Tiere zuverlässig nach Geschlecht zu trennen.
 

Kokonlänge


Wer ganz sicher gehen möchte, kann die Kokons auch öffnen (am besten am unteren Ende mit einer Nagelschere kreisförmig an der Kokonwand entlang aufschneiden). Die männlichen Puppen haben deutlich verdickte Fühlerscheiden, so dass man mit etwas Übung die Puppen mit absolouter Sicherheit trennen kann. Übrigens: das Öffnen der Kokons hat nach unserer Erfahrung keinerlei negative Auswirkung auf die Entwicklung der Falter. Wichtig ist nur, dass man die Kokons bzw. Puppen in einer Kiste mit Luftlöchern zusammen mit einem Glas Wasser lagert. Das Wasser (regelmäßig nachfüllen!) sorgt dafür, dass die Puppen im Winter immer über eine ausreichende Luftfeutigkeit verfügen und nicht austrocknen. 
 

Überliegende Puppen

Ein besonderes Phänomen ist das so genannte "Überliegen" von Puppen. In etwa 10 % bis 50 % der Puppen des Kleinen Nachtpfauenauges schlüpfen nicht im Folgejahr, also nach der ersten Überwinterung, sondern erst ein Jahr oder sogar zwei Jahre später. Man vermutet, dass dies Vorteile für ein dauerhaftes Übeleben der Population bringt. Außerdem kann durch Überliegen von Puppen die Paarung zwischen Geschwistern (Inzucht) vermieden bzw. reduziert werden. Sollte z.B. in einem klimatisch ungüstigen Jahr die gesamte Raupenpopulation sterben, so könnten die überliegenden Puppen den Fortbestand im darauffolgenden Jahr sichern. Das Phänomen wird von uns seit einigen Jahren systematsich untersucht. Nach den bisherigen Ergebnissen ist es nicht so, dass die Puppen "vorausahnen", wie das Klima im Frühling sein wird. Auch der Ernährungszustand der Puppen (z.B. die dicksten Puppen mit den größten Nahrungsvorräten überliegen) scheint keine Rolle zu spielen. Vermutlich verpassen manche Puppen einfach, dass Winter ist, da der Kältereiz oder der Temperaturverlauf im Winter nicht ausreicht, um die Entwicklung der Puppe zum Schmetterling auszulösen. Übrigens: Die Falter entwickeln sich erst kurz vor dem Schlüpfen. Wenn man ganz ungeduldig ist, kann man die Puppen auch schon ca. 5 Wochen nach der Verpuppung für einige Zeit (4-5 Wochen genügen auf jeden Fall) in den Kühlschrank legen und so einen Winter simulieren. Durch diese Behandlung kann man das Schlüpfen der Falter im selben Jahr erreichen. 

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