Die Überwinterung und das Schlüpfen der Falter
Gar nicht so schwierig - die Überwinterung der Puppen
Sobald man die Raupenzucht beendet hat, muss man sich einen geeigneten Lagerungsort für die Kokons einrichten. Ideal ist eine so genannte „Puppenkiste“. Diese ist aus unbehandeltem Holz gefertigt und auf der Innenseite aufgerauht, damit schlüpfende Falter an den Wänden hoch krabbeln können. In die Kiste stellt man zudem ein flachen Gefäß mit Wasser, das mit einem Fliegendraht abgedeckt wird, damit keine Falter hineinfallen. Diese Kiste platziert man an einem schattigen Ort im Freien (z.B. Balkon, Terrasse). Natürlich kann man auch etwas ähnliches improvisieren, z.B. indem man eine Kunststoffkiste innen mit Küchenpapier beklebt. Wichtig ist aber, dass immer Wasser in der Puppenkiste vorhanden ist, damit die Puppen nicht vertrocknen. Alternativ kann man die Puppen auch alle zwei Wochen einmal mit Wasser einsprühen. | Blick in eine geöffnete "Puppenkiste" |
Die Falter Schlüpfen
Nach unserer Erfahrung schlüpfen die Falter in unserer Region hauptsächlich im April. Man kann davon ausgehen, dass die meisten Tiere in einem Zeitraum von 2 bis 3 Wochen schlüpfen. Im warmen Frühling 2007 schlüpften die Tiere zwischen dem 13. und dem 23. April (siehe Grafik "Schlupftermine" unten). Hingegen lagen die Termine 2006 und 2008 während eines kühlen Frühlings zwischen dem 20.04. und dem 08.05.. Während viele andere Nachtfalterarten in den frühen Morgenstunden ihre Puppenhülle verlassen, kommen die Nachtpfauenaugen im Regelfall erst in den Mittags- bis Nachmittagsstunden, ab ca. 12 Uhr bis ca. 19 Uhr aus ihren Kokons (mehr hierzu weiter unten). Interessant ist, dass die Tiere eine klare, farblose, leicht alkalische Flüssigkeit (pH 8,5) aus ihrer Mundöffnung absondern (siehe Abbildung), mit der sie die Reuse des Kokons aufweichen. Dabei handelt es sich um eine Lösung von Hydrogencarbonat (ca. 150 mM, berechnet als Kaliumhydrogencarbonat). Beim Seidenspinner (Bombyx mori) in dem Sekret ein proteolytisches (Protein – auflösendes) Enzym nachgewiesen, mit dem der Kleber zwischen den Spinnfäden der Reuse aufgelöst wird. Hierdurch wird das Ausschlüpfen durch die enge Öffnung erleichtert. Die Analyse der Flüssigkeit von des Kleinen Nachtpfauenauges hat ergeben, dass kein solches Enzym vorhanden ist. Im Gegensatz zum Kokon des Seidenspinners, der vollständig geschlossen ist, ist der Kokon des Kleinen Nachtpfauenauges mit einem "Ausgang" (Reuse) versehen, der offenbar den Einsatz eines proteolytischen Enzyms überflüssig macht. | Ein Falter schlüpft aus dem Kokon. Bild unten: Beim Schlupf geben die Falter eine klare Flüssigkeit ab, mit der die Reuse des Kokons befeuchtet wird. Vermutlich wird dadurch der Schlupf des Falters erleichtert. |
Die Männchen werden nach dem Entfalten und Trocknen der Flügel (ca. 2 Stunden) sehr unruhig. Für die Anflugexperimente (siehe unter Pheromone) sollte man die Männchen daher in einem Kühlschrank bei ca. 8 ºC lagern. Sofern man die Weibchen an einen schattigen Platz stellt, bleiben sie ruhig sitzen und stülpen in den Nachmittagsstunden regelmäßig ihre Duftdrüse am Ende des Hinterleibs aus, um Männchen anzulocken. Unverpaarte Weibchen können mehrere Tage im Freien im Zucht- bzw. Anflugkasten verbleiben. Sollte man sie erst später benötigen, können auch sie bis zu einer Woche ohne Probleme im Kühlschrank gelagert werden. Die Lagerung im Kühlschrank ist für die Tiere absolut unbedenklich, da im Frühling auch in freier Natur häufig solche Temperaturen über mehrere Tage herrschen. |
Manipulation der Schlupfzeit (Tageszeit)
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