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Die Himmelsscheibe von Nebra: Exkursionsbericht von Uschi und Wolf Stieglitz

Landeskundliche Exkursion nach Halle und Umgebung vom 3.bis 5.Mai 2024. Leitung und Organisation: Dr. Michael Schedel, Sektionsleiter Geographie

Die Himmelsscheibe von Nebra

Foto: W. Stieglitz

Prolog

Die Geschichte begann am 5.11.2019. Dr. Michael Winkhaus, Lehrer am Fuhlrott-Gymnasium, berichtete über einen der aufsehenerregendsten und bedeutendsten archäologischen Funde des vergangenen Jahrhunderts, die Fundumstände und kriminalistischen Wirrungen bis zur Sicherstellung und Verbringung in das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle/Saale: Die „Himmelsscheibe von Nebra“ ist mit 3600 Jahren die älteste konkrete Himmelsdarstellung der Menschheitsgeschichte.

Dieser Vortrag war Anlass zu Überlegungen, in den kommenden Jahren eine Exkursion nach Halle/Saale anzubieten. Die Corona-Pandemie ließ diese Pläne nicht zu, aber das Vorhaben war nur auf Eis gelegt. Für 2024 bot nun der Leiter der Geographischen Sektion Dr. Michael Schedel nach akribischen Vorarbeiten eine Fahrt nach Halle an, der 15 Interessierte folgten. Die offiziellen Führungen fanden vom 3. bis 5. Mai statt. Im Folgenden soll noch einmal auf die wichtigsten Stationen dieser Fahrt hingewiesen werden.

2. Mai

Einige Teilnehmer reisten schon am 2. Mai an. Die Unterkunft war für alle im B & B-Hotel Halle gebucht . Für die schon Anwesenden ergab sich die Gelegenheit, einen ersten Eindruck von Halle zu bekommen: Hallmarkt, Marktplatz, Marienkirche, Roter Turm, Dom. Gemeinsames Abendessen der acht „Vorhut-Teilnehmer“ im „Dompfaff“.

Landesmuseum für Vorgeschichte

Foto: Dr. M. Schedel

3. Mai

Der Vormittag stand den schon anwesenden Teilnehmern für individuelle Vorhaben zur Verfügung. Einige Teilnehmer schlossen sich einer Stadtführung an, andere besichtigten die Marienkirche mit ihren wertvollen Altären und Kunstschätzen sowie einer Ausstellung von wertvollen Büchern aus der 450 Jahre alten Marienbibliothek und der Totenmaske Martin Luthers.

Die erste gemeinsame Veranstaltung aller Teilnehmer war eine Führung durch das Landesmuseum für Vorgeschichte. Wir wurden von einer Geologie-Studentin geführt, die allerdings bei ihrer Führung eher den Schwerpunkt auf die Entwicklung des modernen Menschen legte als auf die Besonderheiten der Bronzezeit wie Grabbeigaben oder Werkzeuge, also dem Kontext zur Himmelsscheibe von Nebra, deren Original uns im Landesmuseum gezeigt wurde. Anschließend hatten die Teilnehmer noch Gelegenheit, auf eigene Faust die umfangreichen Sammlungen des Museums zu erkunden. Das gemeinsame Abendessen fand im Brauhaus Halle statt, den Abschluss bildete eine Brauereiführung.

Arche Nebra

Foto: W. Stieglitz

Führung in der Arche Nebra

Foto: Dr. M. Schedel

4. Mai

Um 9.00 Uhr war Abfahrt mit Privat-Pkw zu der 60 km entfernten „Arche Nebra“. Dieses bemerkenswerte Museum, das durch seine ungewöhnliche Form auf die „Himmelsbarke“ der Scheibe hinweist, beeindruckt mit 3D-Installationen der Elemente aus der Himmelsscheibe, auf denen in vielen Details Zusammenhänge aus der Bronzezeit, Details zu der Ausgrabung und Erforschung um das astronomische Wissen der Entstehungszeit aufgearbeitet wurden. Eine sachkundige Führerin, Frau Gudrun Partzyk, begleitete uns in sehr lebendiger Weise durch die Räume. Anschließend wurde in einem Planetarium an Hand des Laufs der Gestirne demonstriert, wie die Menschen der Bronzezeit die Scheibe interpretiert haben. Die Himmelsscheibe diente als Erinnerungsstütze für die Menschen , die den Himmel der Bronzezeit beobachteten. Die Plejaden z.B. konnten zur Bestimmung des Zeitpunkts von Aussaat und Ernte und damit zur Strukturierung des bäuerlichen Lebens genutzt werden. Die bronzezeitlichen Menschen vermochten sogar den notwendigen Schaltmonat vorauszusagen, um alle drei Jahre Mond- und Sonnenzyklus wieder in Übereinstimmung zu bringen

Das "Himmelsauge".

Im Hintergrund ist der Aussichtsturm zu sehen. Foto: W. Stieglitz

Das "Himmelsauge"

Am frühen Nachmittag stand die Fundstelle der Himmelsscheibe auf dem Mittelberg auf dem Programm. Ein Teil der Gruppe erwanderte mit der Führerin den Berg, während die weniger „Trainierten“ die Strecke per Bus zurücklegten. Auf dem Mittelberg steht ein 30 m hoher Turm, der wie der Zeiger einer Sonnenuhr gestaltet ist. Er ermöglicht einen umfassenden Ausblick über die Landschaft, man kann bei gutem Wetter den Brocken und den Kyffhäuser sehen. Die Fundstelle, die ursprünglich im Wald lag, ist jetzt freigelegt und wie ein Uhrglas gestaltet – das sogenannte „Himmelsauge“. Hier fand die Himmelsscheibe ihre Verwendung und wurde schließlich in einem Hort mit zwei Schwertern, zwei Beilen, einem Meißel und zwei Armreifen abgelegt.

Dolmengöttin und Warteturm in Langeneichstädt

Foto: Dr. M. Schedel

Dolmengöttin

Das Nachmittagsprogramm wurde durch den Besuch des „Grabes der Dolmengöttin“ in Langeneichstädt besucht. Diese Steinkammer ist knapp 5500 Jahre alt und wurde von verschiedenen Kulturen genutzt. Zwei rührige junge Leute vom Warteverein Langeneichstädt beschrieben sachkundig die Zusammenhänge und Bedeutung der Grabkammer mit dem Menhir, der neben der Grabkammer steht und als Bildnis der „Großen Göttin“, einem Fruchtbarkeitssymbol, verehrt wurde. Auch die „Eichstädter Warte“ , ein 16 m hoher Wachtturm aus dem Mittelalter, Vorposten der Burg Querfurt, wurde inspiziert und erläutert. Der Abend schloss mit einem gemeinsamen Essen im „Da Vinci“ am Hallplatz.

Führung in der Kreisgrabenanlage in Goseck

Foto: Dr. M. Schedel

5. Mai

Am letzten Tag unserer Exkursion besuchten wir das „Sonnenobservatorium“ von Goseck. Vor 7000 Jahren ist diese Anlage von steinzeitlichen Bauern erbaut worden. Es handelt sich um eine Kreisgrabenanlage. Das Monument wurde komplett ausgegraben und an der originalen Stelle exakt rekonstruiert. Es besteht von außen nach innen aus einem Wall, einem Graben und zwei Pfahlreihen aus Holz, die innen begehbar sind und einen Durchmesser von 70 m haben. Auch heute ist der Lauf der Sonne besonders an den Tagen der Winter-und Sommersonnenwende zu beobachten. Neben der optischen Wirkung hinterlässt die besondere Akustik im Inneren der Anlage einen bleibenden Eindruck. Auch in Goseck wurden wir von einem engagierten Führer, dem in Ostdeutschland bekannten Liedermacher Robert Weinkauf, durch die Geschichte und Gegenwart geführt.
Zum Abschluss trafen wir uns in der Schlossschänke Goseck zu einem gemeinsamen Mittagessen, bevor wir uns unter einem 200 Jahre alten Ginkgo im Schloßhof Goseck voneinander verabschiedeten und die Heimreise antraten.

Wir haben viel gesehen, erfahren, uns ausgetauscht, Erinnerungen mitgenommen. Eins muss erwähnt werden: Die präzise Vorarbeit des Ehepaars Schedel, dem an dieser Stelle ein großer Dank ausgesprochen wird. Mit großer Akribie wurden das Hotel und die Abendessen bestellt, die Führungen und die Fahrtabläufe organisiert und alle organisatorischen Fragen jederzeit beantwortet. Danke Rosi, danke Michael!

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